Altersarmut im Rheinland besonders ausgeprägt

Ungleiches Rheinland

Die Armutsgefährdung alter Menschen gehört zu den politischen Themen, die in der Vergangenheit immer wieder ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Wie steht das Rheinland im Vergleich zu Deutschland dar und wie verteilt sich Altersarmut im Gebiet der EKiR?

Wenn in den letzten Jahren über Armut in Deutschland gesprochen wurde, dann war die Armut von alten Menschen häufig einer der zentralen Aspekte. Eine der Ursachen dafür ist der demographische Wandel und die Erkenntnis, dass Altersarmut in Zukunft eine noch stärkere Herausforderung sein wird.

Altersarmut in Deutschland
Die Quote der alten Menschen, die in Armut leben, ist aktuell weniger hoch als der Anteil anderer armutsgefährdeter Gruppen, zu denen unter anderem Kinder, Alleinerziehende oder kinderreiche Familien gehören. Sind beispielsweise in kreisfreien Städten im Durchschnitt 4,3% der Menschen über 65 Jahre auf Grundsicherung angewiesen, ist die Quote bei Kindern unter 15 Jahren dort mit knapp über 20% mehr als fünfmal so hoch.  Doch die Quote der alten Menschen, die von Armut bedroht sind, steigt und Altersarmut ist ein Missstand, der nicht ignoriert werden kann und darf.

Beim Blick auf die Karte lässt sich feststellen, dass Altersarmut vor allem in den alten Bundesländern anzutreffen ist und dort vornehmlich ein städtisches Phänomen ist. Die zehn Städte mit der höchsten Altersarmutsquote liegen ausnahmslos im Westen, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Doch wie ist die Situation speziell bei uns im Raum der Evangelischen Kirche im Rheinland?

Altersarmut im Gebiet der EKiR
Wer in Bezug auf das Gebiet der EKiR an Armut denkt, denkt schnell an das Ruhrgebiet. Es sind jedoch nicht Duisburg (4,9%) oder Essen (5,6%), die die höchsten Quoten in Bezug auf Altersarmut aufweisen. Stattdessen finden sich diese in Düsseldorf (7,8%) und Köln (7,6%) – Städte, die auf den ersten Blick nicht mit Armut in Verbindung gebracht werden. Doch sowohl Düsseldorf als auch Köln gehören zu den fünf Städten mit der höchsten Altersarmutsquote in Deutschland. In der Analyse der Statistiken zu Altersarmut wird des Weiteren deutlich, was auch der Blick auf die Karte zeigt: Bei Altersarmut handelt es sich um ein Problem, dass im Raum der EKiR besonders ausgeprägt ist. Denn unabhängig davon, ob sie sich im Ruhrgebiet oder in der Eifel befinden, liegen fast alle Städte der Region über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Dieser Befund gilt auch in den ländlichen Gebieten. In der Eifel, im Hunsrück oder am Niederrhein ist der Anteil der armen Alten zwar deutlich geringer als in den Städten, jedoch höher als in vielen anderen ländlichen Regionen außerhalb des Rheinlandes (Abbildung 1). Gleichzeitig gilt für die ländlichen Gebiete, ob im Rheinland oder nicht, dass Altersarmut nicht das einzige Problem alter Menschen in diesen Regionen ist. Weitere Probleme kommen hinzu und stellen sich häufig  vor allem in Bezug auf die medizinische Versorgung und die Mobilität im Alter.

Wer ist von Altersarmut bedroht?
In der Gefahr im Alter von Armut betroffen zu sein, stehen insbesondere Menschen mit Erwerbsbiographien, die Brüche oder Probleme aufweisen. Das kann zum Beispiel Langzeitarbeitslosigkeit oder auch Arbeit im Niedriglohnsektor sein. Auch geringe Beschäftigungszeiten können ein solches Problem darstellen. Davon betroffen und somit von Altersarmut gefährdet sind häufig Frauen, die längere Zeit unentlohnt Haus- und Versorgearbeit geleistet haben. Aus diesen Erwerbsbiographien resultiert, dass Frauen aktuell im Durchschnitt häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer. Die weiterhin bestehende ungleiche Entlohnung von Frauen verschärft dieses Problem.

Darüber hinaus gefährdet sind Selbstständige, die geringe private Vorsorgen aufweisen können.

Es ist absehbar, dass sich die Zahl der Menschen, die von Altersarmut betroffen sind, in Zukunft erhöhen wird. Grund dafür  sind unter anderem die steigende Anzahl von prekären Arbeitsverhältnissen, die sich beispielsweise durch Befristungen und geringe Entlohnung auszeichnen, sowie ein höherer Anteil von langzeitarbeitslosen Menschen. Es lassen sich jedoch mit der steigenden Frauenerwerbstätigkeit, der besseren Einbindung von erziehungsbedingten Unterbrechungszeiten für Frauen und Männer sowie der teilweise verlängerte Lebensarbeitszeit auch Entwicklungen aufzeigen, die sich positiv auf die Reduzierung von Altersarmut auswirken können.

Altersarmut als generationenübergreifende Herausforderung
Für Altersarmut, wie für alle Dimensionen von Armut gilt, dass diese nicht aus dem Nichts entsteht. Ihr liegen strukturelle Ursachen zugrunde, von denen einige in diesem Artikel genannt wurden. Daraus folgt, dass Armut nicht erst bekämpft werden darf, wenn sie bereits existiert. Die Ursachen von Armut müssen aktiv angegangen werden.

Alterssicherung ist immer eine Aufgabe ist, die nur im Generationenverbund gelöst werden kann. Dabei gilt es einerseits, die Leistungen der Älteren anzuerkennen und andererseits zukunftsfähige Modelle in der Rentenpolitik für jüngere Generationen zu finden. Eine offene Diskussion ist nötig. Aus diesem Grund bringt auch die Kirche immer wieder sozialethische Impulse in den Diskurs ein.

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